Große Kunstschau

Heinrich Vogeler. Der neue Mensch

Historischer Teil: Sommerabend

Neuer Teil: Anbruch einer neuen Zeit?

27. 3 bis 6. 11 2022

Sommerabend

Historischer Teil

Im Historischen Teil der Großen Kunstschau wurden die künstlerischen und menschlichen Beziehungen zwischen Vogeler und seinen Worpsweder Malerkolleginnen und -kollegen lebendig. Der Ausgangspunkt dazu war Vogelers berühmtes Monumentalgemälde Sommerabend.

»… er lebt in einer Welt für sich«

Heinrich Vogeler und der Barkenhoff


Das Gemälde Sommerabend gehört zu den berühmtesten Werken Heinrich Vogelers. Er inszeniert hier eines der sonntäglichen Treffen seines engsten Familien- und Freundeskreises. In der Mitte, am Tor zum Barkenhoff, steht seine Frau Martha Vogeler. Zu ihrer Linken sitzen die Musiker, Franz Vogeler mit Geige, Vogeler selbst am Cello dahinter und Marthas Bruder Martin mit Querflöte. Zu ihrer Rechten sind Paula Modersohn-Becker, ihr Mann Otto Modersohn, Marthas Freundin Agnes Wulff und Clara Rilke-Westhoff zu sehen.

Das Bild zeigt jedoch keine harmonisch feiernde Abendgesellschaft. Die Protagonisten wirken erstarrt, teilnahmslos und in sich gekehrt – die Vereinzelung spricht für den Verlust von Gemeinsamkeit und Freude im einst engen Verbund der Freundinnen und Freunde. Vogeler gab hier erste Hinweise auf das Scheitern des Traumes vom glücklichen Leben auf seiner ›Barkenhoff-Insel‹ und bestätigte dies dadurch, dass er das Gemälde in einem Brief als ›totes ernstes Bild‹ beschrieb.

Auch nachdem sich der ›Künstler-Verein, Worpswede‹ 1899 aufgelöst hatte, traf sich die ›Familie‹, wie Paula Modersohn-Becker den Freundeskreis nannte, auf dem Barkenhoff. Doch schon kurze Zeit später, bereits einige Jahre vor Modersohn-Beckers frühem Tod im Jahr 1907, hatte sich die Gemeinschaft aufgelöst.

Anbruch einer neuen Zeit?

Neuer Teil

Im Neuen Teil der Großen Kunstschau wurde eine Brücke in unsere Gegenwart geschlagen. Zeitgenössische Positionen griffen die Themen Vogelers auf und fragten nach möglichen Entwicklungen und Perspektiven für unser Morgen. Wo finden wir heute Ansätze für den ›Anbruch einer neuen Zeit‹?

Dieser Ausstellungsteil übersetzte Vogelers politisches und soziales Engagement in unsere Gegenwart. Weit entfernte Länder sind leichter erreichbar, technische Neuerungen erleichtern oder verändern unseren Alltag, gleichzeitig stellt die Klimakrise unseren heutigen Lebensstil grundlegend in Frage. Die Welt hat sich in den 80 Jahren seit Vogelers Tod verändert. Dennoch haben die Gedanken, Ideale und Themen dieses zukunftsgewandten Lebenskünstlers nichts an Relevanz verloren. 104 Jahre, nachdem Vogeler das Märchen vom lieben Gott schrieb, sind seine Forderungen an den Kaiser gleichermaßen bedeutsam. Der heutige Wortlaut wäre vielleicht eher:

Handle, statt nur zu reden, nimm Rücksicht, statt Erfolg um jeden Preis haben zu wollen, sei ehrlich statt intrigant und kritisiere nicht nur, sondern sei Teil der Lösung.

 

Diese Leitthemen sollten für das Zusammenleben in jeder Gesellschaftsform gelten; für Vogeler waren sie ein Grundpfeiler seiner Idee vom ›Neuen Menschen‹. Die 19 ausgestellten zeitgenössischen Positionen beschäftigten sich mit der Bedeutung dieser Werte in unserer heutigen Zeit. So zeigte sich im zentralen Ausstellungsraum, dass die Tat ebenso wichtig ist wie das Wort, wenn wir wie Vogeler auf eine gerechtere und florierende Zukunft hinarbeiten wollen. In den umliegenden Räumen wurde gezeigt, was Rücksichtslosigkeit anrichten kann, und hinterfragte, wie wir mit uns selbst und anderen umgehen. Doch es wurde auch immer wieder ein Blick in eine mögliche Zukunft geworfen, die sich abhängig von unseren heutigen Entscheidungen auch positiv entwickeln kann.

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