Barkenhoff | Große Kunstschau | Haus im Schluh | Worpsweder Kunsthalle
Heinrich Vogeler
Der Neue Mensch | 27. 3. bis 6. 11.2022
Heinrich Vogeler. Der neue Mensch
Die große Jubiläumsausstellung in den Worpsweder Museen
2022 stand das Künstlerdorf Worpswede ganz im Zeichen Heinrich Vogelers. Die Worpsweder Museen würdigten den Universalkünstler anlässlich seines 150. Geburtstags am 12. Dezember 2022 ab dem 27. März mit einer großen Gemeinschaftsausstellung, die sein Leben, alle Werkphasen und Aspekte seiner Kunst in einer faszinierenden Zusammenschau erlebbar machten.
»[…] setze an die Stelle des Wortes die Tat! Demut an die Stelle der Siegereitelkeit –
Wahrheit anstatt Lüge! Aufbau anstatt Zerstörung.«
Mit dieser Forderung wendet sich Heinrich Vogeler im Januar 1918 in seinem berühmten Friedensappell, dem Märchen vom lieben Gott, an Kaiser Wilhelm II. Der Brief markiert den entscheidenden Wendepunkt in Vogelers Leben. Die Erfahrungen, die er als Soldat im Ersten Weltkrieg gemacht hat, haben sein Weltbild und sein Vertrauen in die bestehende politische Ordnung erschüttert. Vogeler wandelt sich zum Pazifisten und Kommunisten. In zahlreichen Schriften formuliert er zwischen 1919 und 1923 die idealistische Idee eines »Neuen Menschen« und die Utopie einer klassenlosen und gerechten Gesellschaft. 1923 reist er zum ersten Mal in die noch junge Sowjetunion. In Moskau entsteht mit dem Gemälde Die Geburt des Neuen Menschen ein Schlüsselwerk, in dem Vogeler seinen Hoffnungen und Idealen symbolisch Ausdruck verleiht.
Die Ausstellung ›Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch‹ setzte bei dem Kaiserbrief und den zeit- geschichtlich und biografisch bewegten Jahren zwischen 1918 und 1923 an. Von diesem Angelpunkt aus lässt sich die gesamte Entwicklung Vogelers verstehen: Deutlich wird, dass er bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg von der Idee angetrieben war, seine Kunst in den Dienst eines besseren Lebens zu stellen. Gleichzeitig sind die um 1920 auf dem Barkenhoff entwickelten politischen Ideale ein Vorgriff auf die nie endende Suche Vogelers nach dem ›Neuen Menschen‹ und einer ihm entsprechenden Gesellschaftsordnung. Diese Suche führt ihn von Worpswede nach Moskau und bis in die entlegensten Winkel der Sowjetunion.
Heinrich Vogeler zeichnet aus, dass er radikal auf die sozialen Fragen und Umbrüche seiner Zeit reagiert hat. Das macht ihn heute aktueller denn je. Denn auch wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Zeit, die unabsehbare Veränderungen mit sich bringen wird. Ebenso wie für Vogeler vor einhundert Jahren stellt sich heute auch für uns die Frage, wie wir den gesellschaftlichen Herausforderungen aktiv und im Sinne aller Menschen begegnen können.
Die Jubiläumsausstellung bildete den Auftakt zu dem Langzeitprojekt ›ZEITENWENDE. Kunst im Aufbruch‹ in einer Welt im Umbruch. In ihm gehen die Worpsweder Museen der Frage nach Rolle und Verantwortung von Kunst und Kultur in Zeiten globalen Wandels nach.
Jubiläumsausstellung
Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch
Das Leben gestalten
27. 3 bis 6. 11.2022
Haus im Schluh
Jubiläumsausstellung
Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch
Kunst für alle
27. 3 bis 6. 11.2022
Worpsweder Kunsthalle
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»Das Leben und Schaffen des Künstlers ist ein lebendiges Symbol für den schöpferischen Menschen. Sein Werk ist der Frieden, den er mit der Natur schließt.«
Heinrich Vogeler
Der Fillm: Heinrich Vogeler
Aus dem Leben eines Träumers
Parallel zur Ausstellung ›Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch‹ lief von Mai bis Juli 2022 der Film ›Heinrich Vogeler – Aus dem Leben eines Träumers‹ in die Kinos. Die Doku-Fiktion bietet eine weitere Möglichkeit, in das Leben und Werk dieses Künstlers einzutauchen.
Die preisgekrönte Regisseurin Marie Noëlle stellt in ihrem Film die außergewöhnliche Biografie von Heinrich Vogeler in den Mittelpunkt und macht Schlüsselszenen seines Lebens durch Spielszenen in prominenter Besetzung erlebbar. In ihnen glänzen u. a. Florian Lukas als Heinrich Vogeler, Anna-Maria Mühe als Martha Vogeler und Naomi Achternbusch in der Rolle von Paula Modersohn-Becker. Auf dokumentarischer Ebene kommen Vogelers direkte Nachfahren sowie Kunst- und Kulturschaffende der europäischen und internationalen Kunstszene zu Wort. Im Dialog wird eine Brücke zum 21. Jahrhundert und dem Kunstbegriff der Gegenwart geschlagen. Wann wird Kunst politisch? Wie formt und verändert sie zwischenmenschliche Beziehungen? Woraus wird neue Inspiration geschöpft? Können (nur) Idealist*innen Künstler*innen sein? Diese universellen Fragen nach der Natur von Kunst und künstlerischer Existenz sind am Beispiel Vogelers und an den originalen Schauplätzen fesselnd erzählt.
Heinrich Vogeler– Aus dem Leben eines Träumers ist eine Produktion von Kinescope Film (Produzent: Matthias Greving) in Koproduktion mit NDR / ARTE (Redaktion: Claudia Cellarius). Gefördert von der nordmedia und dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF).
Paula Modersohn-Becker (Naomi Achternbusch) wurde von Heinrich Vogeler (Florian Lukas) entdeckt, und er trug maßgeblich zum Erfolg ihrer Bilder, auch nach ihrem Tod 1907, bei. Zusammen mit Rainer Maria Rilke (Johann von Bülow) bildeten sie eins der bekanntesten Künstler Trios Deutschlands.
Fotos: Worpswede, Deutschland, August 2020 © Benjamin Eichler
Rahmenprogramm
Die Retrospektive wurde durch ein umfangreiches Begleitprogramm in Worpswede und Bremen, der Geburtsstadt Vogelers, ergänzt. Kooperationspartner waren unter anderem die Kunsthalle Bremen, die Museen Böttcherstraße und das Focke-Museum sowie das Bremer Rathaus.
Hansestadt Bremen
Güldenkammer
Die Güldenkammer im Bremer Rathaus, Entwurf: Heinrich Vogeler, Foto © Rüdiger Lubricht
Sie ist ein Kleinod, ein Juwel, um das Bremen vielfach beneidet wird: Die Güldenkammer ist eines der ganz wenigen noch erhaltenen Zimmer im reinen Jugendstil. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die bereits 1595 entstandene Kammer von Heinrich Vogeler (1872–1942) umgestaltet. Er schuf ein Gesamtkunstwerk von einzigartiger ornamentaler Kraft. Überall finden sich die verschlungenen Zierformen des Jugendstils. Alle Details, vom Türgriff bis zum Leuchter, sind zu einer harmonischen Einheit verwoben. Die Wände schmückt eine vergoldete Ledertapete, die bis unter die Decke reicht. Die Güldenkammer wirkt ebenso glanzvoll wie behaglich.
Focke-Museum Bremen
Zimmer einer jungen Frau
Zimmer einer jungen Frau, © Focke-Museum, Jürgen Nogai
Zur Sammlung des Focke-Museums – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte gehören u. a. das von Heinrich Vogeler entworfene Ratssilber, Stühle und ein Kamingitter. Sein Zimmer einer jungen Frau, das er 1906 auf der Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden präsentierte und das sich heute in Haus Riensberg befindet, sticht als geschlossenes Ensemble hervor. Geschickt kombinierte er Stilelemente des Biedermeiers mit solchen des geometrischen Jugendstils. Es entstand ein heller, freundlicher Raum, der sich deutlich von den düsteren Einrichtungen der Gründerzeit abhob. Die Blenden der Wandvertäfelung dienen als Rahmen für seine Druckgrafik. Später ergänzte er das Zimmer auf Wunsch des Käufers mit einem Bett und Kleiderschrank.
In Haus Riensberg werden anlässlich der Ausstellung in Worpswede und des Jubiläumsjahres weitere Objekte von Heinrich Vogeler präsentiert.
Kunsthalle Bremen
Heinrich Vogeler. Veranstaltungsreihe zum 150. Geburtstag
Der Barkenhoff, 1904, Öl auf Leinwand, 45,5 x 60 cm, Vermächtnis Ernst Georg Heinemann 1998, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Vom märchenhaft-romantischen Gemälde des Liebespaars über Darstellungen des Gesamtkunstwerks Barkenhoff aus den frühen 1900er Jahren bis hin zum Bild des Hamburger Werftarbeiters, das Heinrich Vogeler Ende der 1920er Jahre malte – die Sammlung der Kunsthalle Bremen beherbergt zentrale Werke, die das facettenreiche Schaffen des Ausnahmekünstlers zwischen Jugendstil, deutschem Impressionismus und kommunistischen Propagandabildern verdeutlichen. Anlässlich seines 150. Geburtstags organisiert die Kunsthalle Bremen eine Reihe von Veranstaltungen zum vielgestaltigen Schaffen des Künstlers und setzt hierfür seine Werke aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt.
Die Sammlung der Kunsthalle Bremen beherbergt neun Gemälde und über 300 Arbeiten auf Papier. Außerdem befindet sich eine Büste von Clara Rilke-Westhoff in der Sammlung, die Vogeler porträtiert. Vier Gemälde wie auch die Büste finden sich in der aktuellen „Remix“ Dauerausstellung.
Museen Böttcherstraße
Freundschaft über das Leben hinaus: Paula Modersohn-Becker und Heinrich Vogeler
Paula Modersohn-Becker in ihrem Atelier bei Brünjes um 1905, © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung
Nicht nur, dass Heinrich Vogeler ein guter Freund und wichtiger Gesprächspartner für Paula Modersohn-Becker zu Lebzeiten war. Der Künstler spielte auch postum eine entscheidende Rolle bei der Rezeption und Verbreitung ihrer Kunst. Denn gemeinsam mit Otto Modersohn organisierte er unter anderem die große deutschlandweite Ausstellungstour 1913 mit Werken von Paula Modersohn-Becker, die ihre Kunst zum ersten Mal für ein breites Publikum sichtbar machte. Daher beteiligte sich das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen mit seiner Expertise am Heinrich Vogeler Jahr in Worpsweder auf verschiedene Weise, analog vor Ort und auch im digitalen Raum.
KLUB DIALOG
KLUB LABOR „Können wir so bleiben wie wir sind?“
Eine rhetorische Frage, oder? Wir erfinden zwar nicht täglich das Rad noch mal neu, aber uns notwendigerweise immer mal wieder, ob adaptiv, unbewusst oder radikal. Aber nicht nur wir verändern uns permanent, auch die Welt ist im Umbruch – immer noch und immer wieder: einige Veränderungen nehmen wir nicht mal wahr, andere wecken Erwartungen in uns, wieder andere bergen massive Gefahren. Allen müssen wir begegnen. Wie tiefgehend und weitereichend müssen unsere (Re-)Aktionen sein, dass beispielweise aus Gefahren Möglichkeiten werden, Möglichkeiten, die nicht nur für uns tragbar sind, sondern auch folgenden Generationen eine erträgliche Zukunft bieten? Klingt nach Utopie, oder? Genau. Angedockt an ZEITENWENDE. Kunst im Aufbruch in einer Welt im Umbruch beschäftigt sich der KLUB DIALOG im interaktiven und hybriden LABOR-Workshop mit Veränderungsprozessen und beschreitet buchstäblich weite Felder.
Wir vom KLUB DIALOG inspirieren Menschen in Bremen und umzu. Das machen wir für alle, die neugierig sind. Immer kostenlos und offen für jede*n.
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Die Ausstellung ›Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch stand unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil sowie des Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bürgermeister Andreas Bovenschulte.
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