Barkenhoff | Große Kunstschau | Worpsweder Kunsthalle
Bernhard Hoetger
Zwischen den Welten | 17.03. – 03.11.2024
Bernhard Hoetger (1874 – 2024)
Annäherungen an einen Künstler
2024 würdigten die Worpsweder Museen den Bildhauer, Kunsthandwerker, Architekten und Maler Bernhard Hoetger (1874–1949) anlässlich seines 150. Geburtstags. Der Titel Bernhard Hoetger. Zwischen den Welten war programmatisch für diesen Künstler, denn Hoetger war zeitlebens ein Wanderer zwischen den Welten und Kulturen. Sein Schaffen wurde in der Großen Kunstschau, im Barkenhoff und in der Worpsweder Kunsthalle in vielen Facetten präsentiert. Besonders lebendig wurde dabei die Zeit, in der er Worpswede prägte und gleichermaßen von Worpswede geprägt wurde.
Hoetger wurde jedoch nicht nur als historische Figur betrachtet, sondern auch auf seine heutige Relevanz hin befragt. Was trieb ihn an? Wo irrte er? Was hat er uns heute zu sagen? Diese Fragen griff die Künstlerin Julia Kiehlmann auf, die eingeladen wurde, sich vor Ort mit Hoetger auseinanderzusetzen. In ihren Arbeiten für die Ausstellung untersuchte sie die Voraussetzungen und Folgen seines Denkens und Wirkens und schlug eine Brücke zu uns Betrachtenden. Denn die Frage nach der Verantwortung eines Künstlers wie Hoetger in seiner Zeit bedeutete zugleich, unsere eigene Verantwortung für die Gegenwart in den Blick zu nehmen.
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»Es wurde mir in den Jahren immer klarer, daß eine Landschaft, in deren Luft eine Kunst wie die der Paula Modersohn groß werden konnte, auch für mein Schaffen die rechte Atmosphäre sein müsse.«
Bernhard Hoetger, 1922
Licht und Schatten
Eine lyrische Performance von Eva Matz, filmisch ins Bild gesetzt von Jonas Schmieta
Die Lyrikerin Eva Matz wurde von den Worpsweder Museen eingeladen, die zentrale Eröffnungsveranstaltung der Jubiläumsausstellung zu Bernhard Hoetger am 16. März 2024 mit einem live vorgestellten lyrischen Beitrag über diesen Künstler zu bereichern. Ihr Auftritt fand eine so große Resonanz beim Publikum, dass die Worpsweder Museen sie baten, ihre Performance zusammen mit dem Filmemacher und Kameramann Jonas Schmieta filmisch umzusetzen.
Der etwa zehnminütige Film wurde im April 2024 in Worpswede und in der Hoetger-Ausstellung gedreht – und war danach selbst Teil dieser Ausstellung.
Eva Matz ist kryptische Lyrikerin, mit einem Lebenslauf, der ein Scheiterhaufen gesellschaftlicher Werte ist. Sie wurde nach Weltreisen & Straßenmusik in die Selbstständigkeit gezwungen – als sie aus ihrem Jurastudium herausflog. Seitdem ist sie hauptberuflich: Slam Poetin, Theaterschaffende, Musikerin, Workshop-Leiterin & Ehrenamtlerin. In ihren Texten stellt sie Fragen, Fragen die wir uns alle stellen sollten, in poetischem Wortklang verpackt & alles andere als verklärte Gesellschaftskritik.
Jonas Schmieta ist seit 2014 als freiberuflicher Kameramann für Film und Theater tätig. Seine Arbeiten als Kameramann umfassen die Bereiche Spielfilm, Dokumentarfilm und Experimentelle Kurzfilme. Außerdem führten Engagements als Live-Kameramann und Video-Künstler ihn u. a. an die Staatsoper & Theater Hannover, Oper & Schauspiel Dortmund sowie an das Theater Bremen.
Bernhard Hoetger, Filmszene: Florian Lukas als Heinrich Vogeler und Moritz Führmann als junger Hoetger, Foto (c) Manja Hermann
Der Film
Bernhard Hoetger –Zwischen den Welten
Ab 25. Juli 2024 in den deutschen Kinos
Seine Bauwerke und Plastiken erregen heute noch Aufmerksamkeit, ihr Erschaffer ist jedoch nahezu vergessen: der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger. Das 90minütige Doku-Drama von Gabriele Rose erzählt das Schicksal dieses eigenwilligen Künstlers. Hoetger wird verkörpert von dem Schauspieler Moritz Führmann. An seiner Seite spielen unter anderem Florian Lukas als Heinrich Vogeler, Katharina Stark als Paula Modersohn-Becker und Ulrich Gebauer als Ludwig Roselius.
Hoetger zählt zur Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Mäzene kann er für sich gewinnen. So lässt Ludwig Roselius von ihm Teile der Bremer Böttcherstraße entwerfen. In Worpswede prägt er das Bild, das die Besucher heute mit dem Künstlerdorf verbinden. Hoetger verschlägt es Mitte der 1920er Jahre auf einen ›nordischen‹ Weg. Trotz seiner völkischen Ideen lässt Adolf Hitler die Werke Hoetgers als ›entartet‹ einstufen. In dem Film kommen Experten*innen und historische Weggefährt*innen (von Schauspieler*innen dargestellt) zu Wort, deren Schilderungen auf Originalzitaten der historischen Personen beruhen. So vermischen sich fiktionale Elemente mit dokumentarischen Aufnahmen,
Julia Kiehlmann
Interview
›Licht und Schatten‹ sind der Ausgangspunkt für die Vergegenwärtigung der Künstlerin Julia Kiehlmann. Sie beschäftigte sich während eines dreimonatigen Stipendiums in den Künstler*innenhäusern Worpswede mit den Brüchen in Bernhard Hoetgers Biografie, insbesondere mit dessen Hinwendung zum Nationalsozialismus.
›Völkisch und entartet‹
Interview mit dem Ausstellungskurator Dr. Stefan Borchhardt im Deutschlandradio
Rahmenprogramm
Die Retrospektive wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm in Worpswede und Bremen ergänzt. Kooperationspartner sind unter anderem der Verein der Gästeführer Worpswede-Teufelsmoor e.V., die Museen Böttcherstraße und das Focke-Museum.
Haus Atlantis, Ausdruckstanz im Himmelssaal, 1931–1944, Archiv Böttcherstraße, Bremen, Foto: © Rudolph Stickelmann
Licht und Schatten
Annäherungen an Bernhard Hoetger
Eine Tagung der Worpsweder Museen
und des Paula Modersohn-Becker Museums
20./21. September 2024 in Bremen und Worpswede
Mit seinen außergewöhnlichen Bauten hat Bernhard Hoetger in Bremen wie in Worpswede prägende Zeichen gesetzt: Im Künstlerdorf mit dem Kaffee Worpswede und der Großen Kunstschau, in der Bremer Böttcherstraße mit dem Paula Becker-Modersohn Haus und dem Haus Atlantis. Dennoch sind seine Person und sein facettenreiches Werk heute weitgehend unbekannt.
Daher stellt sich die Frage: Wer ist dieser Künstler, der seine Karriere 1900 in Paris begann und als Bildhauer und Architekt erfolgreich war, bevor er in den 1930er Jahren trotz seiner anbiedernden Bemühungen um Aufträge von den Nationalsozialisten gemieden wurde?
Die Tagung beleuchtete Bernhard Hoetger aus unterschiedlichen Perspektiven und versuchte eine Annäherung an diese umstrittene Künstlerpersönlichkeit. Dabei ging es auch um die Frage, was dieser Künstler uns heute zu sagen hat.
Focke-Museum Bremen
Bernhard Hoetger im Haus Riensberg
Bernhard Hoetger, Dreifußschale, um 1923, Bronze, angekauft vom Verein zur Förderung des Focke-Museums, Foto: © Focke-Museum
Das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte besitzt aus dem alle Bereiche der bildenden Kunst umfassenden Oeuvre Bernhard Hoetgers (1874-1949) Skulpturen, Möbel und Besteckteile. Einige charakteristische Stücke sind ab Mitte März 2024 zu sehen: ein rustikaler Tisch mit Korbgeflechtstühlen, vom Art Déco beeinflusste Besteckteile aus Silber mit einem Becher, dazu eine mittelalterlich anmutende Dreifußschale und zwei kleinformatige Figuren aus Porzellan und Majolika, Bettler und Bäuerin. Die Kabinettausstellung gibt einen Eindruck von der eigenwilligen, viele Stile interpretierenden und miteinander verbindenden Formsprache des Universalkünstlers. Seine handwerklichen Ansprüche, Arbeitsspuren sichtbar zu lassen und auf moderne Produktionsweisen zu verzichten, wie auch seine damit implizierten ideologischen Vorstellungen lassen sich anhand dieser Objekte anschaulich belegen.
Sein Hauptwerk, der empfindliche Majolika-Zyklus „Licht und Schatten“ aus dem Jahr 1912, ist aus konservatorischen Gründen während der Schließzeit des Haupthauses und des Schaumagazins digital auf der Homepage des Museums zu besichtigen (Online-Sammlung und digitaler Rundgang durch das Schaumagazin).
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Wir danken unseren Förderern für die Ermöglichung dieser Ausstellung