Paula Modersohn-Becker

»Ich fühle, dass die Zeit bald kommen wird, in der ich mich nicht mehr dafür schämen und schweigen muss, sondern stolz darauf sein kann, eine Malerin zu sein.«

Paula Modersohn-Becker (1876–1907) gilt heute als eine der bedeutendsten Pionierinnen der künstlerischen Moderne um 1900 und Schlüsselfigur in der Worpsweder Kunstgeschichte. Im Gegensatz zu ihren männlichen Künstlerkollegen in Worpswede ist sie heute international bekannt und ihre Werke sind in vielen Museen vertreten. Als eine der ersten Frauen, die sich intensiv mit der Selbstdarstellung und der Rolle der Frau in der Kunst auseinandersetzten, hinterließ sie in ihrem kurzen Leben etwa 750 Gemälde und 2.000 Zeichnungen.

 

Paula Modersohn-Beckers Gemälde sind geprägt von ihrer tiefen Verbindung zu den Menschen und der Natur in Worpswede. Sie widmete sich mit außergewöhnlicher Intimität und Intensität der Darstellung des ländlichen Lebens und schuf Werke, die eine klare persönliche Ausdruckskraft besitzen. Besonders berühmt sind ihre Porträts, oft von Frauen und Kindern aus der Region, in denen sie deren Würde und individuelle Präsenz einfängt. Ihre kraftvolle und sensible Malweise verleiht den Bildern eine besondere Lebendigkeit und Tiefe. Indem sie sich den authentischen, unverstellten Momenten des Lebens widmete, schuf Modersohn-Becker eine einzigartige künstlerische Handschrift, die bis heute beeindruckt.

 

Ihre künstlerische Entwicklung wurde stark durch ihre Aufenthalte in Paris beeinflusst, wo sie sich mit modernen Stilrichtungen auseinandersetzte und eine eigene Ästhetik entwickelte, die den Expressionismus vorwegnahm. Modersohn-Becker ist besonders für ihre Selbstporträts bekannt, die sowohl Verletzlichkeit als auch Stärke ausdrücken und eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer Identität zeigen. Ihre Ehe mit dem Maler Otto Modersohn zeigt moderne Ansätze, war jedoch für ihre Entwicklung in künstlerischer Sicht nicht ganz einfach: Sie erwog 1906, sich von ihrem Mann zu trennen und ging nach Paris, um sich ihrer Kunst freier widmen zu können. Diese Entscheidung zeigt ihre bemerkenswerte Hingabe zur Kunst, die Frauen damals vor existenzielle Herausforderungen und Entscheidungen stellte.


Paula Modersohn-Becker starb im Alter von nur 31 Jahren tragisch kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes, doch ihr Werk hinterlässt einen tiefen Eindruck und inspiriert bis heute Menschen und insbesondere Künstler*innen weltweit.

Paula Modersohn-Becker, Kind mit Perlenkette (Mieke Vogeler), 1902

Weiter
Weiter

Heinrich Vogeler