Bernhard Hoetger
"Nie habe ich zertrümmern wollen, nie etwas Neues schaffen wollen."
Bernhard Hoetger (1874–1949) war ein vielseitiger Künstler und Architekt, dessen Werk sich stark an den Ideen des Expressionismus orientierte. Ursprünglich als Bildhauer ausgebildet, verband Hoetger skulpturale Elemente mit architektonischen Konzepten und wurde so zu einem zentralen Vertreter der künstlerischen Avantgarde um 1900. Die Freundschaft zu Paula Modersohn-Becker inspirierte Hoetger 1914 dazu, nach Worpswede zu ziehen, wo er zwischen 1914 und 1927 bedeutende Baukunstwerke schuf, die den Ort bis heute entscheidend prägten.
Sein bekanntestes Werk in Worpswede ist das Kaffee Worpswede oder ›Kaffee Verrückt‹, ein auffälliges Bauwerk mit gewagten Formen und einzigartiger Struktur, das heute als Symbol für Hoetgers eigenwillige Kunstauffassung gilt. Ein weiteres bedeutendes Werk ist der Niedersachsenstein, ein massives, expressionistisches Denkmal auf dem Weyerberg, das ursprünglich als Siegesdenkmal gedacht war und später zu einem Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgewidmet wurde. Dieses Monument mit seinem abstrahierten Adler als Symbol deutscher Stärke sorgte in Worpswede für heftige Diskussionen und wurde schließlich mit Unterstützung prominenter Fürsprecher wie Walter Gropius realisiert.
Später entwickelte Hoetger in Bremen die Böttcherstraße zu einem architektonischen Gesamtkunstwerk, das expressionistische und traditionelle Bauweisen vereint. Hier schuf er unter anderem das Paula-Modersohn-Becker-Haus und das Haus Atlantis, die heute als herausragende Werke des expressionistischen Bauens gelten und bis heute seine visionäre Verbindung von Kunst und Architektur repräsentieren.